Pressemitteilung
Grünen-Abgeordnete: „Söder-Regierung muss endlich handeln“
Regensburg/Weiden, 16. Oktober 2025. - Die Belastung des bayerischen Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Nitrat hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bayerischen Staatsregierung, die auf mehrere schriftliche Anfragen der Grünen Landtagsfraktion zurückgehen.
„Die Söder-Regierung versagt beim Schutz unseres Trinkwassers“, erklären die Oberpfälzer Grünen-Landtagsabgeordneten Laura Weber und Jürgen Mistol, „und das, obwohl sie sich mit ihrer Pestizid-Minimierungs-Strategie („Aktionsplan Pflanzenschutz“)*1 selbst zum Ziel gesetzt hat, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bzw. Pestiziden in der Landwirtschaft in Bayern bis 2028 zu halbieren. Davon sind wir noch meilenweit entfernt.“
Besonders alarmierend sei die Situation in der Oberpfalz. Hier hat sich die Zahl der Messstellen mit Abbau-Produkten von Pflanzengiften (sog. „nicht-relevanten Metaboliten“*2) über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (μg /l) mehr als vervierfacht. In der Oberpfalz wurden zudem die Nitrat-Grenzwerte von 37,5 mg/l und 50 mg/l sechsmal häufiger überschritten als noch im Zeitraum 2018-2020.
Die Auswirkungen auf die Wasserversorgung der Bevölkerung sind gravierend: In jedem Regierungsbezirk mussten in den vergangenen drei Jahren Wasserversorger Grenzwertüberschreitungen bei Pflanzenschutzmitteln oder Nitrat melden, in zwei Fällen wurden Brunnen sogar stillgelegt. In der Oberpfalz müssen bereits 15 Wasserversorger ihr Trinkwasser aufbereiten – mit steigenden Kosten für die Kommunen und Verbraucherinnen und Verbraucher.
Weber wörtlich: „Auch die vorläufige Gebietsausweisung der Roten Gebiete scheint dies leider zu bestätigen. Die Staatsregierung ist offenkundig nicht in der Lage, unser Grundwasser und Trinkwasser ausreichend zu schützen und gleichzeitig die Bauern gerecht zu behandeln.“
Die Grünen fordern deshalb eine konsequente Förderung des Ökolandbaus und ernsthafte Anstrengungen, das gesetzliche Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 zu erreichen. Denn der ökologische Landbau verzichtet auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und wirtschaftet ohne synthetische Mineraldünger. Zudem sind im ökologischen Landbau die Nitrateinträge ins Grundwasser messbar geringer: Nach Untersuchungen des Thünen-Institutes*3, einer in Braunschweig ansässigen Bundesforschungsanstalt, werden die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent vermindert. Damit eignet sich der ökologische Landwirtschaft besonders, Oberflächengewässer und Grundwasser vor schädlichen Nitrat- und Phosphateinträgen zu schützen.
„Sauberes Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit – es ist unsere gemeinsame Verantwortung“, so Mistol. „Die Söder-Regierung muss endlich aufhören, das Problem kleinzureden, und stattdessen konsequent handeln. Ich fordere Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer aus Bayern und die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auf, dieser massiven Gefährdung unseres Trinkwassers endlich entschlossen entgegenzutreten und wirksame Maßnahmen umzusetzen.“
*1 vgl. https://www.stmelf.bayern.de/landwirtschaft/pflanzenbau/reduktion-pflanzenschutzmittel/index.html
*2 sog. „nicht relevante Metaboliten“ entstehen durch den Abbau von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) im Boden. Inzwischen ist bekannt, dass mit Einträgen nicht relevanter Metaboliten in das Grundwasser spezifische Risiken für Mensch und Umwelt einhergehen.
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/362/dokumente/uba_factsheet_nrm.pdf
*3 https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061821.pdf
Noch ein Hinweis aus dem UBA zu den Metaboliten:
Wenn Pflanzenschutzmittel im Boden abgebaut werden, können dabei verschiedene Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten, entstehen. Nach dem Pflanzenschutzrecht gelten einige von ihnen aufgrund ihrer Eigenschaften als gleichwertig zu Wirkstoffen und werden analog bewertet. Diese Metaboliten werden als „relevant“ bezeichnet. Andere hingegen fallen nicht unter die Kriterien für relevante Metaboliten und werden in Abgrenzung umgangssprachlich „nicht relevante Metaboliten“ genannt. Dieser Begriff ist jedoch irreführend. Er impliziert, dass von diesen sogenannten „nicht relevanten Metaboliten“ keine Gefahr ausgeht und sie nicht adressiert werden müssen. Dies ist jedoch falsch. Inzwischen ist bekannt, dass mit Einträgen nicht relevanter Metaboliten in das Grundwasser spezifische Risiken für Mensch und Umwelt einhergehen.