Pilsen und Regensburg sind Partnerstädte und haben viele Gemeinsamkeiten, auch im Bereich des bezahlbaren Wohnens. Wie in Regensburg ist auch in Tschechiens viertgrößter Stadt bezahlbarer Wohnraum ein seltenes Gut, in Tschechien gibt es eine Wohnungskrise. Das durchschnittliche Mitniveau in Pilsen ist fast so hoch wie in Regensburg – bei durchschnittlich niedrigeren Einkommen. Das bedeutet, dass die Menschen in Pilsen mehr von ihrem Einkommen für Wohnen aufwenden müssen.
Im Gespräch mit Svetlana Budková, der zuständigen Städträtin für den Wohnungssektor, und Pavel Bosak, dem stellvertretenden 1. Oberbürgermeister der Stadt Pilsen, sowie den fachlich zuständigen Vertreterinnen der Stadtverwaltung habe ich mich über die Herausforderungen und Lösungen für den Wohnungsbereich in Tschechien informiert.
Die Stadt Pilsen hatte zu Beginn der 1990er Jahre rund 10% der Wohnungen im Besitz. Nach Privatisierungen ist der Wohnungsbestand stark geschmolzen und soll jetzt durch aktive Baupolitik wieder den früheren Wert erreichen.
Aber gestiegene Baukosten und bürokratische Anforderungen machen auch in Pilsen das Bauen teuer. Anders in Deutschland, wo die Bundesländer für den Wohnungsbau zuständig sind, steuert die Regierung in Prag die Mittel für den Wohnungsbau. Zusätzlich gibt es Fördermittel von der Europäischen Union. Die Fördermittel reichen aber auf beiden Seiten der Grenze bei Weitem nicht aus.
Stadträtin Budková hat deswegen ein neues Konzept für Pilsen aufgelegt. Ziel ist, dass die Stadt Pilsen an die 10% Bestandswohnungen besitzt. Aktuell laufen 12 Baumaßnahmen mit 200 neuen Wohnungen für die sich junge Familien, Senioren oder Menschen aus systemrelevanten Berufen wie Gesundheit und Pflege, bewerben können. Im kommenden Jahr kommen weitere Wohnungen auf den Markt. Das Besondere: Diese neuen, begrünten Wohnungen der Stadt liegen bei der Miete 20% unter der ortsüblichen Miete.
Spannend sind die Unterschiede: In Tschechien gibt es keine Grunderwerbssteuer mehr (das fordern wir Grüne im Landtag auch für die erste, selbstgenutzte Immobilie) und die öffentliche Hand baut in Tschechien immer günstiger als der Markt. Hier kann Bayern sich vom Nachbarn was abschauen.