Jürgen Mistol nahm am Festakt zur Umbenennung des Platzes vor dem Velodrom, einer Spielstätte des Regensburger Stadttheaters, von „Arnulfsplatz 4b“ in „Simon-Oberdorfer-Platz“ teil, die er im Stadtrat initiiert hatte. Damit setzt die Stadt Regensburg Simon Oberdorfer (1872- 1943), dem Erbauer des Velodroms, ein ehrendes Gedenken. Der Festakt fand vor Beginn der dritten Vorstellung des aktuellen Stückes „Hoffnung Havanna“ des Regensburger Bürgertheaters statt, das sich mit Leben und Schicksal des Simon Oberdorfer befasst, und wurde durch das Dahlberg-Quartett musikalisch eröffnet. Jens Neundorff von Enzberg, Intendant des Regensburger Stadttheaters, lobte das kulturelle Engagement Oberdorfers. Dieser habe mit den Veranstaltungen im ursprünglich als Kunstradbahn erbauten Velodrom großstädtisches Flair in die damalige Provinz gebracht. Den Vorplatz nach ihm zu benennen, könne keine Wiedergutmachung für das Schicksal Oberdorfers sein, der jüdischer Herkunft war und noch 1939 versuchte vor den Nazis nach Kuba zu fliehen. Es solle vielmehr als Beitrag zur Regensburger Erinnerungskultur verstanden werden. Neundorff von Enzberg ging auf die Geschichte des Velodroms ein, das durch zivilgesellschaftlichen Einsatz und überparteiliches Agieren im Stadtrat als Spielstätte erhalten werden konnte. Danach ging Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer auf das Leben Simon Oberdorfers ein. Der erfolgreiche Kunstradfahrer hatte das Velodrom 1898 hinter seinem Wohnhaus am Arnulfsplatz fertiggestellt und damit einen gesellschaftlichen Treffpunkt geschaffen. 1929 baute er das Velodrom zu einem Lichtspielhaus um. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen und die Juden zum Staatsfeind Nummer 1 erklärten, hielt Oberdorfer noch aus, ehe er 1939 versuchte aus Europa zu emigrieren, letztlich aber in den Niederlanden Zuflucht fand. Nach der Besetzung durch die Nazis wurde er von dort jedoch mit Verwandten nach Polen deportiert und im April 1943 im KZ Sobibor ermordet. Die Erinnerung an alle diejenigen, die Opfer von rassistischem und nationalistischem Irrsinn wurden, müsse wachgehalten werden und solle als Mahnung dienen, so Maltz-Schwarzfischer. Gerade in der heutigen Zeit brauche es Menschen, die dem nationalen Aufschrei entgegentreten. Jürgen Mistol zeigte sich erfreut darüber, dass sein Vorschlag im Stadtrat unterstützt und nun umgesetzt werden konnte. Die Geschichte Simon Oberdorfers mache deutlich dass jede und jeder die Gesellschaft bereichern könne. Es sei wichtig, Gemeinschaftssinn, Respekt und Toleranz hochzuhalten und sich nicht voreinander zu verschließen. Vor allem Europa sei für viele Flüchtlinge derzeit die letzte Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Frieden, so wie es Havanna für Oberdorfer war. Das Gedenken an ihn mahne alle für ein gutes soziales Miteinander einzutreten, gerade in Zeiten, in denen das gesellschaftliche Klima zunehmend rauer werde. Nach den Ansprachen wurde das neue Platz-Schild durch einen Darsteller des Bürgertheaters enthüllt.