Jürgen Mistol und Stefan Schmidt begleiteten Claudia Roth nach Nittenau (Landkreis Schwandorf), wo die Vizepräsidentin des Bundestages eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber*innen und Flüchtlinge besuchte. Diese bietet auf einem Gelände von 12 000 Quadratmetern Platz für bis zu 200 Bewohner*innen, wobei derzeit etwa 150 Plätze belegt sind. Laut Ludwig Scheuerer von der Regierung der Oberpfalz wurde versucht, die Unterkunft so gut es geht zu gestalten. So ist eine Rampe für Rollstuhlfahrer*innen und Kinderwagen am Haupteingang gebaut worden und jedes Zimmer ist mit Küche sowie Dusche und WC ausgestattet. Claudia Roth erkundigte sich nach der Akzeptanz der Unterkunft in der Bevölkerung, die gegeben sei, so Scheuerer.
Mistol fragte nach dem Anteil der sog. Fehlbeleger, der anerkannten Flüchtlinge und Asylbewerber*innen, die nicht mehr in der Gemeinschaftsunterkunft wohnen dürften, aber mangels privaten Wohnraums in der Unterkunft bleiben. Dieser belaufe sich auf 30-40 Prozent der Bewohner*innen, gab Scheuerer an. Der Nittenauer Bürgermeister Karl Bley betonte, dass die Kommunen mit dem Problem der Fehlbeleger alleingelassen würden. Wohnungen in der Stadt seien Mangelware. Er hoffe, dass sich in der Wohnungspolitik etwas bewege. Für die Nutzung leer stehender Asylunterkünfte für wohnmäßige Zwecke, die Mistol vorschlug, gebe es aber bislang keine gesetzliche Grundlage, so Scheuerer. Er war sich aber mit Bley einig, dass die Zusammenarbeit zwischen Landratsamt, der Regierung der Oberpfalz und der Stadt gut funktioniere.
Während der Führung durch das Gebäude wurden die Besucher*innen darüber informiert, dass auch Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM) bzw. sog. 80ct-Jobs angeboten würden, z.B. Putzdienste und Gartenarbeiten. Bei der Besichtigung des Gemüsegartens übergaben die Schwandorfer Grünen einen Obstbaum, der sogleich eingepflanzt wurde. Im Anschluss an die Hausführung sprachen Claudia Roth, Jürgen Mistol und Stefan Schmidt mit Bewohnern, die ihre Flucht sowie Sorgen und Träume schilderten. Roth betonte, dass ein Einwanderungsgesetz auch Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive, aber mit beruflichen Qualifikationen, die Chance bieten würde, in Deutschland zu bleiben. Diese Gruppe dürfe bei einem solchen Gesetz nicht vergessen werden.
Nach dem Besuch der Asylunterkunft trug sich Claudia Roth im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein. Zuvor kamen im Gespräch mit Bürgermeister Bley die Themen Hochwasserschutz, Verbesserungen im ÖPNV und Schulbusverkehr und das Projekt Donau-Moldau-Bahn zur Sprache. Zudem äußerte Bley den Wusch der Stadt Nittenau nach einer Schnellbusverbindung nach Regensburg über die Bundesstraße 16. Die Vizepräsidentin des Bundestags freute sich sehr über ein Bild vom CSD in München, das sie vom Bürgermeister überreicht bekam und bedankte sich für viele wertvolle Erkenntnisse, die Sie mit nach Berlin nehmen könne.