Naturparks und Landwirtschaft sind durch zahlreiche Wechselwirkungen miteinander verknüpft und ergänzen sich idealerweise gegenseitig. Davon konnte sich Jürgen Mistol gemeinsam mit seinen Abgeordneten-Kolleginnen Gisela Sengl, Grüne Sprecherin für Landwirtschaft und Ernährung im Bayerischen Landtag, und Rosi Steinberger, Vorsitzende im Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz, bei einem Besuch des Naturparks Hirschwald im Landkreis Amberg-Sulzbach überzeugen. Dieser Besuch war Teil der von Sengl und Steinberger organisierten, durch alle sieben Regierungsbezirke Bayerns führenden Tour Landwirtschaft und Umwelt im Dialog, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Beziehung von Umwelt und Landwirtschaft an konkreten Beispielen näher zu beleuchten und zu erkunden, wie beide Bereiche in einen harmonischen Einklang gebracht werden können.
Der Naturpark Hirschwald — Das grüne Herz der Oberpfalz
Inmitten des Oberpfälzer Landkreises Amberg-Sulzbach gelegen zählt der Naturpark Hirschwald zu den 100 “Genuss-Orten” Bayerns. Die besondere Anziehungskraft dieses Őkosystems beruht auf der Diversität und Kleinräumigkeit seiner zahlreichen Biotope. Weite Flure und Täler wechseln sich ab mit bewaldeten Hochflächen. Bachläufe schlängeln sich durch zerklüftete Felsen und bunte Wiesen. Durch sein eher mediterranes Klima dient der Hirschwald als Heimstätte seltener Tier- und Pflanzenarten. So behaust der Park, als einziger in Bayern, momentan 16 Brutpaare des rar gewordenen Wendehals.
Der Hirschwald ist nicht nur ein schützenswerter Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt, er wird auch von Förstern gehegt und von Landwirten bewirtschaftet. Im Rahmen der vom bayerischen Umweltministerium initiierten Naturoffensivesind seit 2019 sogenannteNaturrangerim Park tätig, die sich den Aufgabengebieten Naturschutz und Landschaftspflege, Erholung und Besucher*innenlenkung, Bildungs- und Informationsarbeit, Überwachung sowie naturschutzrelevanten Forschungsaktivitäten widmen. „Die Rangers sind eine echte Bereicherung für die bayerischen Naturparks. Sie tragen dazu bei, dass Umweltschutz und Landwirtschaft keine Gegensätze sind,” so der Ranger Christian Rudolf.
Landwirtschaft und Umwelt im Einklang: “Schützen durch Nützen”
“Naturschutz heiβt nicht nichts zu tun. Man muss schützen durch nützen”, ergänzte Rudolf. Diese Erkenntnis verdeutlicht zum Beispiel die systematische Beweidung örtlicher Wacholderheiden: um deren Artenreichtum aufrechtzuerhalten, werden Wanderschäfer jährlich beauftragt, die Heiden im Juni mit ihren Schafen zu beweiden.
Im Frühjahr 2020 wurden als Maßnahme zum Schutz spätziehender Höhlenbrüterarten wie Wendehals, Gartenrotschwanzund Wiedehopf, Vogelkästen im Park aufgehängt. Die Standortwahl erfolgte dabei in Absprache mit dem Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach und den beiden Gebietsbetreuern. Naturpark-Ranger Jonas Nelhiebel hatte mit den jeweiligen Grundstücksbesitzer*innen Kontakt aufgenommen und die Genehmigung zur Anbringung der Käfige eingeholt. “Fast alle Besitzern haben mitgemacht, weil sie das als Chance sahen, die Vögel zurück zu bringen. Es war sehr erfreulich, dass es keinen Widerstand gab”, berichtete Nelhiebel.
Die Frage von MdL Gisela Sengl, ob die Privateigentümer dadurch eine eingeschränkte Bewirtung ihrer Anbauflächen befürchteten, verneinte der Ranger. Man müsse nur konsequent und kompetent informieren, um die in der Öffentlichkeit leider oft zu beobachtende Unwissenheit zu bekämpfen. Auch solche Aufklärungsarbeit sei Aufgabe der Rangers.