Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) veranstaltete eine Podiumsdiskussion, die sich der Frage widmete, was unternommen werden müsse, damit Bildung in Bayern weiterhin auf einem hohen Niveau bleibe.
Dies diskutierte Jürgen Mistol zusammen mit Vertretern aller, im Landtag repräsentierter, Parteien und der FDP. Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der vbw, steuerte dabei die Sicht der Wirtschaft auf bayerische Bildungspolitik bei.
Erwähnung fanden altbekannte Bildungsthemen, wie Ganztagsschulen, Vorteile von G8 und G9 und Lehrer*innenmangel, genauso wie neuere Herausforderungen der Bildungspolitik, wie die Digitalisierung oder das zahlenmäßige Verhältnis von Studierenden zu Auszubildenden. Deswegen müssen neben den allgemeinbildenden Schularten endlich auch die Berufsschulen bildungspolitisch mehr in den Mittelpunkt rücken.
Zum einen brauchen Gymnasien ein reformiertes pädagogisch-didaktisches Gesamtkonzept. Das Gymnasium braucht Zeit und Raum für zeitgemäße naturwissenschaftliche Bildung, politische und demokratische Bildung, digitale Bildung und integrierte Berufsorientierung.
Zum anderen sind berufliche Schulen seit Jahren unterversorgt. Bereits zu Schuljahresbeginn fehlen genügend Lehrkräfte, um den Pflichtunterricht abzudecken. Dabei nehmen die Aufgaben der beruflichen Schulen zu. Die Schülerschaft wird immer heterogener, Jugendliche, die noch schulische Defizite haben oder deren Sprachkenntnisse noch nicht ausreichen, brauchen Unterstützung. Besser qualifizierte Azubis, wie etwa Abiturient*innen, die ja für Lehrberufe gewonnen werden sollen, brauchen zusätzliche Angebote, zum Beispiel Fremdsprachen.
Bei einem E-Voting mit dem Smartphone benotete das Publikum die Digitalisierung an bayerischen Schulen mit einer drei.
Uns Grünen reicht das nicht aus. Die Landesregierung hat es bisher verpasst bayerische Schüler*innen ausreichend auf digitale Lebens- und Arbeitswelten vorzubereiten.
Es gibt bis heute das weltfremde Handyverbot an bayerischen Schulen. In Deutschland wachsen Kinder und Jugendliche in Haushalten auf, in denen Computer, Handy und ein Internetzugang seit Jahren zur Grundausstattung gehören. Das Smartphone ist das meist genutzte Gerät für den Internetzugang: 96 Prozent von befragten 11 bis 17-jährigen Jugendlichen einer Mainzer Studie gaben an, dass sie ein Smartphone haben.
Handys können auch in Schulen und im Klassenzimmer missbraucht werden. Handys können für Unruhe sorgen. Aber die Verbannung des Handys aus dem Schulleben kann Missbrauch, den Handykonsum oder Mobbing nicht verhindern. Das Schulgesetz ist der falsche Ort für die Regelung der Nutzung von Handys bzw. Smartphones, geschweige denn für eine sinnvolle Regelung über den pädagogischen Umgang mit Smartphones.
Den Schulen soll freigestellt werden, wie sie erstens die Handynutzung handhaben möchten und dies durch eine schulinterne Regelung festlegen und wie zweitens das Potenzial der digitalen Medien – darunter auch das Smartphone – zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen genutzt wird. Digitalen Medien bieten neues didaktisch-pädagogisches Potenzial. Alle Kinder und Jugendlichen sollen in die Lage gebracht werden, die digitalen Medien souverän zu nutzen und sich sicher durch das Netz bewegen zu können. Um dies fest im Lehrplan zu verankern, wollen die Grünen das Fach Digitalkunde einführen und die grundlegenden Strukturen an Schulen schaffen, das heißt mit den Kommunen in einen Dialog treten,wie Digitalisierung an Schulen gemeinsamfinanziert wird, beispielsweise durch Landesmittel für NetzbetreuerInnen an Schulen, schneller Breitbandanschluss, Anschaffung und Erneuerung der IT-Ausstattungen.
Auch Bossardt betonte, dass es aus wirtschaftlicher Perspektive notwendig sei, dass junge Leute lernten kritisch mit dem Internet umzugehen und darüber hinaus grundlegende Informatikkenntnisse besäßen.
Allerdings soll es in der Bildungspolitik nicht nur darum gehen Jugendliche auf den Beruf vorzubereiten, sondern auch um Demokratie- und Allgemeinbildung, die Kinder zu mündigen Erwachsenen macht.
Gleiche Bildungschancen, eine gute und zeitgemäße Bildung entscheiden mit über die Zukunft unseres Landes, über Demokratie, Wohlstand und soziale und ökologische Standards, über Gesundheit und Lebensqualität